Viele Kinder und Jugendliche haben die Flutkatastrophe im Ahrtal miterlebt, die sich am 14./15. Juli 2021 ereignet hat und spüren noch immer deren Auswirkungen auf ihren Alltag. Das Projekt „Weiter geht’s“ der Lebensberatung Ahrweiler des Bistums Trier hat zum Ziel, die psychosoziale Gesamtsituation der Kinder und Jugendlichen im Ahrtal in den Blick zu nehmen und wo nötig Unterstützung zu leisten bzw. weiterführenden Behandlungsbedarf zu ermitteln und dorthin weiterzuvermitteln.
Das Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche, die von der Flut und/ oder deren Auswirkungen betroffen sind oder waren. Im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive sollen zudem die die Kinder und Jugendlichen umgebenden Systeme in die Beratung einbezogen werden. Dazu gehören u.a. Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen sowie MultiplikatorInnen aus der Kinder- und Jugendarbeit.
Ziel des Projekts:
Das Angebot der Lebensberatungsstelle Ahrweiler richtet sich an Kinder und Jugendliche, die im Rahmen der Flutkatastrophe traumatische Erfahrungen gemacht haben. Um sie bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen und die Entstehung chronifizierter psychischer Erkrankungen zu vermeiden, möchten wir mit „Weiter geht’s“ folgende Ziele verfolgen:
- Clearing zur Erfassung der psychischen Situation von Kindern und Jugendlichen mit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise ihrer Lebenssituation
- Ressourcenaktivierung durch Stärkung der individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen
- Anleitung zu individuellen Bewältigungsstrategien im Umgang mit flashbackartigen intrusiven Erinnerungen
- Case Management mit dem Ziel der Vermittlung zu individuellen weiterführenden Behandlungsangeboten
Maßnahmen des Projekts:
- Schreib- und Kreativwerkstatt „Den Kindern eine Stimme geben“
Von Februar bis Juli 2022 starteten wir in einer der weiterführenden Schulen des Kreises Ahrweiler, der Ahrtalschule, das Projekt „Kindern eine Stimme geben“, im Rahmen dessen wir eine Schreib- und Kreativwerkstatt initiierten, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglichte, das Erlebte auf kreative Art und Weise auszudrücken und somit verarbeitbar zu machen. Im Rahmen dieses Projektes wurden zudem narrative Interviews durchgeführt, die es den Kindern erlaubten, ihre Erlebnisse in Worte zu fassen und mitzuteilen.
- Sprechstunden an weiterführenden Schulen
Seit März 2022 führen wir an zwei Kreisschulen regelmäßige, im zwei- bzw. dreiwöchentlichen Abstand stattfindende, Sprechstunden statt. An zwei weiteren Kreisschulen finden bei Bedarf ebenfalls Sprechstunden statt. Im Rahmen der Sprechstunde steht ein Clearing bzgl. des individuellen Únterstützungs- bzw. Beratungsbedarfes im Vordergrund. Hierbei wird geklärt, ob bereits ein entlastendes Gespräch im Rahmen der Sprechstunde diesen Bedarf ausreichend abdeckt oder ob weiterführender Beratungsbedarf für das Kind/ die Jugendliche selbst oder im System besteht. Im letzteren Fall kann zu einem der weiterführenden Angebote des Projekts weitervermittelt werden. Wird im Rahmen der Sprechstunde oder weiterführender Gespräche psychotherapeutischer Behandlungsbedarf deutlich, kann im Rahmen eines Case-Managements und ggf. in Absprache mit Erziehungsberechtigten Kontakt zu Kliniken oder ambulanten BehandlerInnen hergestellt werden. Es können ggf. überbrückende Gespräche in der Lebensberatung bis zum Antritt des Therapieplatzes zur weiteren Stabilisierung installiert werden.
- Angebote auf Schulklassen-Ebene
Auf Schulklassen-Ebene können bedarfsorientiert Workshops, Projekttage und Klassenaktionen zur Förderung eines respektvollen und fairen Miteinanders sowie eines Klimas gegenseitiger Unterstützung angeboten werden.
An der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Realschule plus Ahrweiler fanden im Rahmen des Projektes bereits insgesamt acht solcher Klassenaktionen zum Thema „Wie finde ich zu meiner eigenen Sicherheit?“ statt, die es den Schüler:innen ermöglichten, Vertrauen in die Sicherheit und eigene Kontrollierbarkeit des Lebens zurückzugewinnen. Zusätzlich fand im Rahmen eines Angebots zur Suizidaufarbeitung nach dem Suizidtod eines Klassenkameraden eine vertiefte Beratungs- und Begleitungsarbeit mit einer Schulklasse statt. Hierbei wurden die Themen Schuld, Verlust und Trauer aufgegriffen und bearbeitet. Die Schulklasse wurde über zwei Monate hinweg begleitet. Es fanden Gesprächsangebote in der Schule ebenso wie in den Räumlichkeiten der Lebensberatung Ahrweiler statt. Abschließend fand ein begleiteter Besuch der Klasse des Grabes der verstorbenen Person statt, so dass ein Abschiednehmen ermöglicht werden konnt
- Vorträge und Workshops für MultiplikatorInnen
- Elternabende
- Gesprächsangebote im Einzelsetting in der Lebensberatung
Individuelle einzelfallorientierte Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern – ressourcenorientierter Ansatz – Quick/Win-Lösungen
- Gruppenangebote der Lebensberatung
Standing-Training - Selbstsicherheits- und Selbstbehauptungstraining „Standing Training“ zielt auf eine umfassende Kompetenzvermittlung und auf Verhaltensumgang mit grenzüberschreitendem Verhalten im Alltag und den damit verbundenen Belastungen ab. Hier gehts zu weiteren Infos zum Standing Training.
Hier gehts zu einem Artikel über das Projekt.